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Türkenstreik

Als „Türkenstreik“ wird die Arbeitsniederlegung von überwiegend Arbeitnehmer*innen aus der Türkei vom 24. bis 31. August 1973 im Ford-Werk in Köln-Niehl bezeichnet, die nicht von Gewerkschaften unterstützt wurde. Der Begriff „Türkenstreik“ wurde schnell durch die lokale und überregionale Presse geprägt, die weitgehend negativ über den Streik berichtete. Die Presse fokussierte sich weniger auf den Aspekt des Arbeitskampfes und die Forderungen der Streikenden, sondern stilisierte die Ereignisse als Kulturkampf und berichtete diffamierend u.a. mit Schlagzeilen wie „Türkenterror bei Ford“ (BILD-Zeitung) über die Streikenden. Der Begriff ist daher zum einen wegen seiner negativen Konnotation in der Entstehungsgeschichte problematisch, seiner falschen Zuschreibung, da auch Menschen anderer Nationalitäten teilnahmen, und der Gefahr der Ethnisierung und Relativierung der Streiks. Anlass für den Streik war die Entlassung von Kolleg*innen aus der Türkei, die zu spät aus dem Urlaub zurückgekehrt waren. Die Streikenden forderten deren Wiedereinstellung sowie einen höheren Stundenlohn für alle, mehr Urlaubszeit, ein 13. Monatsgehalt, die Reduzierung der Bandgeschwindigkeit und den Wegfall der Billiglohngruppe. Da der Streik nicht von einer Gewerkschaft geführt wurde, galt er als „wilder Streik“, d. h. die Streikenden hatten sich selbst organisiert. Der Streik endete durch Polizeigewalt. Es kam zu Verhaftungen und Verletzungen und in Folge zu Entlassungen. Die Forderungen der Streikenden wurden nicht erfüllt.